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Author Topic: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt  (Read 8357 times)

mediqueen

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Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« on: 25. August 2008, 18:03:17 PM »
Hallo,

ich bin 28 und arbeite seit dem 1.8. als Assistenzärztin. Seit Januar 2008 habe ich mich zu einer erneuten KFO Behandlung entschieden, weil sich meine Zähne durch die Weisheitszähne verschoben haben und ich eh mit dem Ergebnis von 1995 nicht 100%tig zufrieden war.

In den letzten acht Monaten habe ich mich auf das Examen vorbereitet und hatte mit meiner Spange im Privatleben überhaupt keine Probleme, aber nun ist alles anders. Ein paar Beispiele:

Die Patienten halten mich ständig für eine Schwester und dann auch noch öfters für die Lernschwester. (Dazu kommt, hab noch keinen Dr und deswegen steht nur mein Name auf dem Schild).

Meine Zahnspange ist das Individualisierungsmerkmal nummer eins, immer heißt es:"die (Schwester) Ärztin mit der Spange hat gesagt...". Ich muss sagen dass nervt echt total

Auch mit Kindern die ich ab und zu untersuche fragen voll oft was ich da im Mund habe oder fragen ihre Eltern und die erklären das dann so leise aber ich höre es trotzdem.

Nächstes Beispiel ich gebe einer Schwester eine Anweisung, die weil verärgert dass ihr ne blutjunge Anfängerin was sagen will, sagt hinterücks "das Blechmaul hat gesagt..."

Der Absolute Hammer sind aber die Kollegen, habe letztens was falsch geschrieben auf dem Konsilschein und dann ruft ein Chirurgieoberarzt an und sagt meinem Oberarzt:"Ihre Neue hat mit meiner Tochter zwei Dinge gemeinsam: Schlamperei und ne Zahnspange, nur, dass meine Tochter in der 8. Klasse ist."


Geht das nur mir so oder habt ihr auch schon so Dinge erlebt? Jeder sagt Spange ist doch gar kein Problem. aber mal hand aufs Herz war es bei euch immer so einfach?

Offline Marty

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #1 on: 25. August 2008, 19:14:56 PM »
Also, dass Du was falsch geschrieben hast  ;)
Na, dann muss man dem Chirurgie Oberarzt, eben mal sagen, dass Diskriminierungen und Mobbing verboten sind.

pdh

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #2 on: 25. August 2008, 21:22:54 PM »
Also ich hab im Job keine Probleme.

Es wird kaum angesprochen, ich glaub 2 mal. Das war aber dann auch nicht unangenehm, sondern neugierig - und das find ich sehr ok.

Ich weiss nicht woran es liegt, dass manche Leute öfter komisch angeredet werden - aber ich denk mir mal das liegt ein bisserl am eigenen Auftreten. Mich kann gern jeder ansprechen - von mir aus auch blöd - ich kann das auch kontern. Das musst ein bisserl so sehen, die andren haben wahrscheinlich keine perfekten Zähne - du wirst die aber bald haben, und es kann sich nicht jeder leisten, du offensichtlich schon!


Offline klammer

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #3 on: 25. August 2008, 23:06:53 PM »
Sorry, aber ich habe hier einen leisen "Fakeverdacht". Überzeuge mich eines Besseren und Du bekommst eine aufrichtige Antwort von mir.

Offline simcaptain

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #4 on: 25. August 2008, 23:08:06 PM »
Zu Allererst mal, wie Marty bin ich der Ansicht, dass der werte Herr Metzgermeister (Ober-Chirurg) an den ganz hohen Pranger gehört! Bei Euch gibt es doch sicher so was wie eine Frauenbeauftragte oder einen Betreibsrat. S O F O R T beschweren, auch wenn Du Angst um Dein Vorwärtskommen hast - ducken und abnicken spielt solchen Leuten nur in die Hände. Der Mann gehört allein für diese Aussage fristlos in den Vorruhestand. >:( Aber Chirurgen haben die Arroganz ja gepachtet... ;)

Zusätzlich zu meinen Vorrednern zwei, drei Punkte zum Nachdenken, die Dir als angehender Ärztin eigentlich geläufig sein müssten... bitte entschuldige also, wenn ich offene Türen einrenne. :)

Zum Einen bewegst Du Dich in einem Umfeld, in dem (rein subjektiv natürlich) hauptsächlich der Anschein von Erfahrung gewünscht ist. Es gibt eben Berufe, da wünscht sich der Mensch (aus welchen psychologischen Gründen auch immer) eben am liebsten einen Dr. Brinckmann - väterlich, grauhaarig, mit Valium-2000-plus-Stimme. Mediziner und Automechaniker sind ganz klassisch solche Bereiche. Als Frau unter 30 fällst Du da schon mal grundsätzlich durch sämtliche Raster, und die Spange macht Dich eben noch jünger, und eben anscheinend (dieses "anscheinend" ist hier ganz wichtig) unerfahrener. Lass mal den "Dr." auf Deinem Namensschild auftauchen, der Unterschied wird sein wie zwischen Tag und Nacht, glaub's mir. Da musst Du jetzt durch, auch wenn schon ein langes und hartes Studium hinter Dir liegt.

Damit hängt natürlich auch zusammen, dass Deine Patienten sich, wenn Sie mit Dir als Klinik-Ärztin zusammentreffen, sich in einer in höchstem Maße beängistigenden Situation befinden. Sie sind Dir und Deinen Kollegen (subjektiv) schutzlos und wehrlos ausgeliefert. Sie haben sich buchstäblich in Deine Hand begeben - allein das schürt schon Urängste. Natürlich versuchen die mit allen Mitteln irgendwie Dir gegenüber einen psychischen Vorteil zu erringen. Und Hohn macht den Gegner klein, das haben hunderte Kriege gezeigt. Indem sie sich über irgendwas an Dir lustig machen, gewinnen sie Mut - das liegt mal primär nicht an der Spange. Pickel, grüne Haare oder ein Piercing täten es auch.

Und andersherum gesehen - Deine Spange ist halt nunmal das Merkmal an Dir, das keine Deiner Kolleginnen hat. Für Patienten, die im Laufe ihres KKH-Aufenthalts Dutzende Weisskittel treffen viel leichter zu merken als Dein Name. Ich an Deiner Stelle würde mich darüber freuen - das zeigt doch, dass Dich die Patienten als Individuum wahrgenommen, Dich bemerkt und sich Dich GEmerkt haben. All Deine Kollegen/innen sind doch nur "die eine Ärztin da" und "der andere Doktor". Ich bin überzeugt davon, dass sich so manches kleines Kind und so mancher alte Opa von allen Ärtzen/innen sechs Monate später nur an Dich erinnern wird, eben weil Du dank Spange aus dem Haufen herausstichst.

Bei den Krankenschwestern kommt der Neidfaktor dazu - Du bist Ärztin, bei denen hat's dazu nicht ganz gereicht. Du weisst ja: Männer schlagen mit Fäusten zu, Frauen mit Emotionen. Ist hart, aber das solltest Du gar nicht erst ignorieren. :-\

Dies alles, wie gesagt, nur zum Nachdenken. Ich darf vielleicht dazu sagen (da ich weiss dass das hilft), dass ich ungefähr in Deinem Alter bin, wenn auch ohne Spange.

Ein Satz noch als Partherpfeil zum Schluss... Wir sind keine 15 mehr, wie beim ersten Mal Spange. Über die Phase, nur ja um keinen Preis aus der Masse hervorstechen zu wollen, sind wir doch wohl hinaus, nicht? ;)

SC

PS: @klammer: wenn das eine fake ist, dann eine sehr realistische.
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Offline Ingo

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #5 on: 26. August 2008, 07:25:35 AM »
@ mediqueen:

Wenn Du das so genau weißt, wie der Oberarzt Deinen Fehler zu quittieren wusste, dann scheint es mir so, dass er wohl in Deiner Anwesenheit "Deinen" Oberarzt angerufen hat, um sich zu beschweren. Das ist ganz schlechter Stil. Wenn er es in Deiner Anwesenheit so formuliert hat, wie Du geschrieben hast, dann ist das ja wohl eine massive verbale Entgleisung, die seines Berufes unwürdig ist, und ein Fehlverhalten, das erheblich schwerer wirkt als Dein versehentlich geschehener Fehler.

Ist Deine Spange irgendwie besonders auffällig und wird sie vielleicht deswegen häufiger bemerkt? Trägst Du sichtbare Elastics (Gummis) oder irgendwelche Zusatzgeräte?

mediqueen

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #6 on: 26. August 2008, 11:49:25 AM »
Danke schonmal für die Antworten.

@simcaptain
Hab wenn ich ehrlich bin noch gar nicht dran gedacht, dass andere vielleicht gar kein solches Merkmal haben und deswegen in der Masse untergehen. Ich denke ich sollte in der Richtung das positiver sehen.

Ich hab das gehört als der Chirurg angerufen hat, weil wir schnurlose Telefone haben und ich grad neben meinem Oberarzt bei ner Patientin war, hätte der sich aber denken können, schließlich weicht der die ersten Wochen kaum von meiner Seite. Sei es drum geb mir in Zukunft mehr mühe nix mehr falsch zu machen.

@ingo

Zum Glück habe ich bei der Behandlung, das ganze Zeug nicht mehr. 1994-1995 da hatte ich diese Gummies und auch ne Aussenspange, aber das waren andere Zeiten dem Fortschritt sei dank. Metallbrackets habe ich aber immernoch, weil ich die schöner finde und man nicht ausschaut wie ein Monster wenn man in ein Nutellabrot beisst.


Werde das ganze versuchen etwas besser zu sehen
Danke

Offline Ingo

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #7 on: 26. August 2008, 15:53:20 PM »
[...] Metallbrackets habe ich aber immernoch, weil ich die schöner finde und man nicht ausschaut wie ein Monster wenn man in ein Nutellabrot beisst. [...]

Genau so ist es! Metallbrackets sind echt und ehrlich. Jeder weiß gleich, aha, diese Frau trägt eine Zahnspange und gut ist. Sonst bleibt auch ohne hängengebliebene Essensreste stets der Eindruck: "Was hat die für unsaubere Zähne"? Damit würdest Du IHMO noch mehr Probleme haben.

Offline Ingo

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Re: Probleme mit und ohne Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #8 on: 26. August 2008, 19:56:09 PM »
Ich glaube, dass nicht nur in Kliniken, sondern an vielen Arbeitsplätzen eine auf deutsch gesagt saumäßige Atmosphäre herrscht, weil Chefs rücksichtslos gegen Mitarbeiter vorgehen. In Kliniken gibt es in so einer Situatuion wie von mediqueen beschrieben, noch dazu einen gewissen Neid, weil jeder weiß, dass mediqueen auch mal das Sagen haben wird. Und solange es noch geht, wird sie eben unterdrückt. Ich sage nicht, dass es so ist, denn ich kenne die Verhältnisse dort natürlich nicht. Aber ich kann es mir gut vorstellen. Und wenn dann eben eine Kleinigkeit nicht stimmt, dann wird das gnadenlos ausgenützt, um "die Neue" rundzumachen. Wenn sie dann auch noch eine Klammer hat, was sicher nicht immer nur ein Vergnügen ist, dann hat man noch etwas, was man bei Bedarf gegen sie verwenden kann. Und wenn nicht offiziell, dann mit solchen unterhalb der Gürtellinie und unterhalb des Standesethos befindlichen Sprüchen wie dem, von dem wir gehört haben.

eule32

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #9 on: 27. August 2008, 07:14:36 AM »
also ich finde mediqueen sollte sich nicht unterkriegen lassen denn ich finde es stark in dem alter eine zweite behandlung (welche ja einen med.grund hat,verschiebung durch weisheitszähne)zu machen!!

Offline Ingo

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #10 on: 27. August 2008, 07:21:26 AM »
Nein, natürlich sollte sie sich nicht unterkriegen lassen. Da sind wir uns sicherlich einig. Die Frage ist nur, wie man das in einer bisweilen unfreundlich eingestellten Umgebung am besten macht. Mit dummen Sprüchen jedenfalls nicht. Was der Oberarzt vormacht, muss man ja nicht nachmachen.

Offline Raoul Duke

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #11 on: 27. August 2008, 13:14:39 PM »
Ich denke, die Spange ist in dem Fall nur ein willkommener Aufhänger. Generell hat man es als (junger) Assistenzarzt nicht leicht (als Ärztin in den patriarchalen Strukturen der Kliniken vermutlich noch weniger). Meine Mutter arbeitete in einer Klinik, so dass ich dort ab und an Gespräche mit Ober- und Assistenzärzten geführt habe. Nach meinem Eindruck gibt es viele Oberärzte, die die Assistenzärzte wie Dreck behandeln. Sicherlich ist richtig, dass in vielen Betrieben keine schöne Atmosphäre herrscht, nach meinen persönlichen Erfahrungen ist das in Krankenhäusern jedoch deutlich schlimmer, weil sich Beamtenmief mit dem elitären Statusgehabe à la Anwalt/Arzt kombiniert. Da kann man nur ein gesundes Selbstbewusstsein wünschen (nicht zu viel auf solche Sprüche geben).
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geplante Retention: Positioner, 2x fix, oben Hawley, unten Crozat

Offline simcaptain

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #12 on: 27. August 2008, 20:49:15 PM »
Quote
weil sich Beamtenmief mit dem elitären Statusgehabe à la Anwalt/Arzt kombiniert

Ein weiser Satz! Es ist schon manchmal überraschend, dass gerade vermeintlich kultivierte Akademiker wie Ober- und Chefärzte, oder auch "normale" Professoren es nötig zu haben scheinen oder glauben, den Status den sie qua Job nun mal haben so raushängen zu lassen. Ein Grund mehr, es ihnen nicht durchgehen zu lassen. Interessanterweise sind Spitzenunternehmer (nicht Manager!) à lá Wiedeking (Porsche), Kampvard (IKEA) oder die Brüder Albrecht (ALDI) da ganz anders drauf; die ziehen eher das Understatement vor.

Aber das ist jetzt schon gewaltig O/T!
SC
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Offline otticars

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #13 on: 27. August 2008, 23:03:39 PM »
"Nihil mea refert, quid stulti de me loquantur!"
(Es ist für mich nicht wichtig, was Dumme über mich sagen!)

Das ist meine Antwort, wenn jemand was Blödes über mich sagt.


Offline Nightwish

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Re: Probleme mit Zahnspange in der Arbeitswelt
« Reply #14 on: 27. August 2008, 23:16:21 PM »
Also, ich habe schon mehrfach von Freunden / Freundinnen gehört, dass in Kliniken ein dermassen krasser Umgangston untereinander herrscht, dass mich das, was mediqueen schreibt, überhaupt garnicht mehr verwundert. Ich finde das unfassbar, und ich verstehe überhaupt nicht, warum manche Leute so sind.

Ich würde bestimmt, aber ohne ausfällig zu werden, zurückpaulen. Bloß nix gefallen lassen, sonst ist man immer die/der doofe, aber auch aufpassen, dass man eben nicht ausfällig wird. Im übrigen stimme ich mehreren meiner Vorredner, insbesondere Simcaptain, sehr zu. Sei mal stolz, dass Du was "besonderes" bist; sollte in jedem Fall das Selbstbewußtsein wieder ein wenig aufrichten.

Liebe Grüße und viel Erfolg bei der Ausbildung weiterhin
Nightwish, dem die Assistenzärzte und PJ-ler als unterbezahlte und permanenten Aggressionen irgendwelcher Obermuftis ausgesetzten Menschen sehr leid tun

The best proof of the existence of intelligent extraterristic life is that nobody visited us so far.