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Author Topic: Minischrauben  (Read 4800 times)

Offline Ingo

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Minischrauben
« on: 22. July 2008, 19:41:39 PM »
Was haltet Ihr von den in letzter Zeit in Mode gekommenen Minischrauben?

Ich habe bewusst keine Abstimmung hinzugefügt, da ich Eure weitergehende Meinung dazu lesen möchte. Eine Abstimmung im Stil von "bin dafür / bin dagegen" würde der Sache nicht gerecht. Es gibt schließlich mehrere Gesichtspunkte, die sich nicht auf Ja / Nein reduzieren lassen.

Wenn Ihr Informationen darüber benötigt, verwendet die Suchfunktion des Forums.

Es dürfte nicht allzu schwer sein, meine (kurz zusammengefasste) Meinung zu den Minischrauben in diesem Forum zu entdecken.

Aber was denkt Ihr darüber?

Offline Raoul Duke

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Re: Minischrauben
« Reply #1 on: 23. July 2008, 12:05:42 PM »
Also ich finde, diese Dinger muten ziemlich rabiat an! Ich bin zwar kein Mediziner, aber ich könnte mir vorstellen, dass das auch ganz schöne Infektionsherde sein können. Mag sein, dass sie in "schweren" Fällen ihren Sinn haben, aber auf manch einer Seite, die Behandlungsmethoden schildert scheint mir der Gebrauch dieser Schrauben doch recht exzessiv betrieben zu werden. Mit meinem Faible für Spangen haben diese Dinger jedenfalls absolut gar nichts zu tun!
12-16J: Brackets, Aufbissplatte, Elastics, Vorschubdoppelplatte, Bionator
29-31J: Bionator
34-??J: SL-Brackets, Bite Blocks vorn, Elastics
geplante Retention: Positioner, 2x fix, oben Hawley, unten Crozat

Offline Ingo

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Offline Ingo

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Re: Minischrauben
« Reply #3 on: 24. November 2008, 22:18:52 PM »
Nun, weltbewegend viele Reaktionen kamen auf meine Frage ja nicht gerade. Vielleicht interessiert Euch das Thema auch nicht.

Dennoch möchte ich hier das Thema nochmal bringen.

Es hat zwei unterschiedliche Gründe, warum ich von den Schrauben nicht so begeistert bin. Der eine ist gefühlsmäßig, der andere aber ganz konkret.

Soweit Spangen fest im Mund eingebaut werden, hat man ja den Glücksfall, dass man auf den Zahnoberflächen recht viel unterbringen kann. Das sollte dann aber auch genügen. Gefühlsmäßig finde ich es überhaupt nicht toll, wenn man im Mund eine Schraube in den Knochen hineingebohrt hat. Das ist doch der menschliche Körper und nicht ein Stück Holz! Behandlungstechnisch mag das funktionieren, aber die feste Spange muss nicht so fest sein, dass man sie im Knochen festschraubt.

Zum anderen ist es auffällig, dass innerhalb weniger Jahre die Schrauben auf den Markt kamen und sich dermaßen verbreitet haben, dass jeder "moderne" KFO auf seiner Homepage damit wirbt. Aber keiner erwähnt, dass es auch Komplikationen geben kann. Beim Einsetzen, beim Entfernen und auch zwischendrin. Zumal die Schrauben ja auch durch das Zahnfleisch gehen, besteht grudsätzlich die Gefahr von Entzündungen. Wie groß die ist, kann ich nicht abschätzen. Aber ich frage mich, warum sowas totgeschwiegen wird? Totgeschwiegen wird doch immer dann etwas, wenn man ein schlechtes Gewissen hat (und ganz genau weiß, dass man Unrecht hat) oder, wenn man sein Ziel um jeden Preis durchsetzen möchte. Ich habe den Eindruck, dass die Hersteller dieser Schrauben sie auf jeden Fall weit verbreiten möchten und erreichen wollen, dass sie ein Standardbauteil werden, dass man immer einsetzt, wenn es irgendwie erforderlich oder hilfreich erscheint. Damit man dem Patienten erklären kann, warum die Bohrmaschine zur KFO-Behandlung gehören soll, behauptet man einfach, dass man mit diesen Minischrauben einen Headgear vermeiden kann. Dieses Argument erscheint als das beste, was einem begegnen kann. Ja, wenn man mit so kleinen, harmlosen Schrauben die ungeliebte Außenspange vergessen kann, dann hat die Kieferorthopädie ihren Schrecken verloren. So soll man wohl denken. Aber: Stimmt das Argument überhaupt? Geht es wirklich darum? Bewirken die Schrauben wirklich daselbe wie der Headgear? Wäre der Headgear ohne Schrauben wirklich notwendig? Ich finde es einfach verdächtig, wenn eine Methode als faktisch "völlig unproblematisch" dargestellt wird, und, mit dem Attribut "modern" garniert, so getan wird, als mache man sich lächerlich, wenn man daran zweifeln würde, dass es das tollste und beste ist. Haben sich die Schrauben wirklich bewährt?? Sind sie wirklich ausreichend erprobt? Oder kann es sein, dass die Industrie die Dinger unbedingt verkaufen will und die KFOs auf irgendeine Art und Weise drängt, die Dinger zu verwenden? Warum stellen sie die Homepages der Ärzte so einseitig positiv dar? Kann es sein, dass sie abrechnungstechnisch vorteilhaft sind? Einmal reinschrauben, viel damit verdienen? Vor wenigen Jahren gab es die noch noch nicht, zumindest waren sie noch weitgehend unbekannt. Wie hat man all die Jahre vorher behandelt? Es ging immer ohne diese Schrauben. Und jetzt plötzlich werden sie als selbstverständliches Hilfsmittel dargestellt. Wenn ich merke, dass über eine Sache nicht ausgewogen diskutiert wird, werde ich hellhörig. Erklären die KFOs, warum die Schrauben notwendig sein sollen, welche Risiken sie aufweisen und welche Alternativen sie  ansonsten anwenden würden? Oder halten sie die Anwendung dieser Schrauben für selbstverständlich? Preisen sie es als "modernes" Verfahren an? Da werde ich ganz besonders hellhörig, dann das ist kein Argument. Nur, weil es neu ist, ist es nicht besser. Im Gegenteil: Ist es vielleicht nur Mode?

Ich bin nicht grundsätzlich dagegen, würde mir aber aus gefühlsmäßigen Gründen ungern sowas reinschrauben lassen und habe meine Anfragen, warum dieses neue Verfahren so verdächtig bedenkenlos umjubelt wird. Stecken da vielleicht einfach nur Kommerz- und Marktstrategie-Interessen dahinter? Wer sie von seinem KFO angepriesen bekam, möge ihm mal auf den Zahn fühlen, was er wirklich über die Minischrauben weiß und wie er früher ohne diese Dinger behandelt hat.

Wurden bei jemandem von Euch bei der Behandlung solche Schrauben eingesetzt? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?

Offline Ingo

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Re: Minischrauben
« Reply #4 on: 05. January 2009, 21:51:26 PM »
Hat jemand von Euch schon mal Minischrauben "in echt" gesehen (oder gar selbst welche drinnen)?