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Author Topic: Anfrage wegen Forensprachen  (Read 11392 times)

veterano

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Anfrage wegen Forensprachen
« on: 03. September 2007, 04:43:02 AM »
> 13) Die offiziellen Sprachen des Forums sind Deutsch und Englisch... vorbehalten, nicht auf Deutsch oder Englisch geschriebene Beiträge zu löschen.<

Lieber Marty!
Zunächst sei ausgedrückt, daß ich die Arbeit, die Du und Deine seit Jahren Mitstreiter hier seit Jahren leisten, extrem hoch schätze. In einer internationalen Welt, die jederzeit dem Eingreifen neuer Gedankenpolizeien ausgesetzt ist, habt Ihr hier für ein Forum gesorgt, in dem Freiheit und Anstand sich die Waage halten. Bravo!
Ich sähe es mit großem Bedauern, solltet Ihr Euch jetzt entschließen, die Zunge Voltaires oder die von Cervántes aus diesem Forum auszuschließen. Hier die Gründe:
1. Amerika ist nicht die Welt, die Welt ist nicht Amerika. Dieses Forum beweist, daß es gastfreundliche Seiten ohne US-Regie gibt. 2. Was Du mit der Zulassung des Englischen als (zweite) Forumsprache gewollt und erreicht hast, wird durch die jetzige Maßnahme zerstört. 3. Deine jetzt hier verkündete Maßnahme heißt all die Internationalität zerstören. Franzosen, Spanier etc. werden sich zu recht herausgeworfen und demnach unwillkommen fühlen.

Ausnahmsweise doch einmal zu Form-Management-Fragen Stelllung nehmend,
vet.
------------------------

Dear Marty:
In the first place, accept my appreceation of the work you and your co-workers have been doing here for years. In an international world always submit to to the coming in of new thought police, you have managed to keep the balance between freedom and rightneousness. Bravo!
It would be with notabel grief that I should see you ban Voltaire's or Cervántes' tongues from this forum. This is why:
1. America is not the world, the world is not America. This site proves how there are hospitable websitses not governed by the U.S. 2. What you have aspired and achieved by the current policy, will be outruled and destroyed by it. 3. The French will feel disencouraged and be rather intruiged by other forums. French and Hispanics will not feel at home here but found their own forum.

Exceptionally getting involved in forum management issues,
vet.
------------------------

Cher Marty,
d'abord je voudrais bien exprimer comment j'estime le travail que tu et tes confrères on fait ici depuis des années. Dans un monde internalionalisé et permannement soumet a' l'intervention de nouvelles polices-de-pensées, vous êtes arrivés à maintenir la balance entre la liberté et le moral. Bravo!
C'est avec grand chagrin que je vous voirais expelant les langues de Voltaire et de Cervántes de ce forum. Voilà pourquoi:
1. L'Amérique n'est pas le monde, le monde n'est pas l'Amérique. Ce forum preuve qu'il y a des sites web hospitables non dirigés par le gouvernement américain. J'espère que tout ce tu as voulu et su achever ne soit détruit par ce "règle" d'aurjouid'hui. 3. Le "règle" d'auhourduhi détruit votre politique humaine et tolérante. Les hispaniques et les français ne vont pas se sentir à la masison ici mais chercher leur propres forums.

Ayant été introduit, sans le vouloir, dans le savoir-faire de ce forum,
vet.

Offline MarkMaster

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Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #1 on: 03. September 2007, 09:19:39 AM »
Ich gebe zu bedenken, dass die Betreiber eines Forums (eingeschränkt) auch für die Inhalte der Postings verantwortlich sind. Bei Artikeln, deren Inhalt man nur schwer oder gar nicht verstehen kann, ist es unmöglich festzustellen, ob sie den Forumsregeln entsprechen oder gar gesetzwidrig sind.

Mark

Offline simcaptain

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Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #2 on: 03. September 2007, 20:48:50 PM »
Ferner zu bedenken gebend, Englisch ist auch nicht gleich Amerika. Diese Gleichstellung wäre genauso unfair, wie zu sagen dass Deutsch nur in Deutschland und Französisch nur in Frankreich gesprochen wird. Wie heisst eine der beiden Landessprachen Kanadas? Wie heisst die Landessprache Australiens? Wie heisst die Landessprache Neuseelands? Und was zum Henker spricht man eigentlich in Großbritannien offiziell für eine Sprache? War das Walisisch? Gälisch? Latein? Indisch? Hong-Kong-Mandarin?

Und noch ferner zu bedenken gebend, in der EU gibt es etwa 20 Sprachen mit knapp 200 möglichen Übersetzungsrichtungen - das zahlen wir mit unseren Steuergeldern. Hier im Forum gibt es zwei Sprachen und ich darf mich einen der Übersetzer nennen - s'il vous plait, pas encore une autre langue! Oder so. Ist auch so schon genug zu tun, zumal für lau. Jedenfalls kostet die Zweisprachigkeit für den Nutzer gar nichts, einige Andere (auch Marty) aber jede Menge Freizeit. Nicht jeder ist so sprachbegabt wie Du....

PS: Sag mal, veterano, hast Du schon mal von einer privaten Amerikanischen Site gehört, in der was anderes als Englisch gesprochen wird (von gelegentlichem Mexikanisch mal abgesehen)???
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Offline Marty

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Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #3 on: 15. September 2007, 17:50:54 PM »
Hallo Veterano,
eigentlich ist dem was Mark und Simcaptain geschrieben haben, nichts mehr groß hinzuzufügen. Nichts täte ich lieber, als alle Sprachen zuzulassen, weil auch diese anderen Sprachen Google Treffer bedeuten können, die uns neue Member bringen. Die praktische Realität sieht aber völlig anders aus. Jedes posting, dass wir nicht verstehen, lößt für das Forum eine überaus große Gefahr aus. Je nach Land, gelten andere Gesetze und werden andere Sachen als unmoralisch angesehen. Wir können auch das Forum unmöglich nur mittels Dolmetscher führen. Gerne verstehe ich auch wenigstens ein bisschen selbst, was hier geschrieben wird.

Da meine Sprachkenntnisse auch nicht die Besten sind, würde ich zuweilen auch gerne mal etwas auf Deutsch in ein englisches Forum posten, aber sowas wäre undenkbar. Ich denke unsere Regeln sind in diesem Punkt sogar recht gemäßigt - lediglich ein Löschvorbehalt.

Durchaus habe ich habe dennoch großes Interesse, an Leuten die z.B. holländisch, spanisch oder französisch sprechen und sich auch mit uns verständigen können. Häufig wenn im Web was spektakuläres auftauscht, schreibe ich den Autor an, ob es noch mehr gibt, ob er ein Zahnspangen Fan ist und natürlich bekommt er diese URL. Außerhalb des DE/EN Bereichs, ist mir das aber nicht möglich.
Natürlich würde ich aber auch bei solchen Leuten, die z.B. Bilder anbieten wollen, nicht zulassen, dass sie sich bei uns auf Dauer in Landessprache verständigen. Auf Deine PM werde ich noch gesondert eingehen.

Bei dem holländischen Film 'Pista', konnte ich bis heute nicht herausfinden, ob Georgina Verbaan wieder ihren legendären Bionator trägt. Einschlägige Foren gibt es nur in NL.

veterano

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Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #4 on: 16. September 2007, 11:26:49 AM »
Liebe Mitstreiter,

@ MarkMaster
>daß die Betreiber eines Forums (eingeschränkt) auch für die Inhalte der Postings verantwortlich sind. Bei Artikeln, deren Inhalt man nur schwer oder gar nicht verstehen kann, ist es unmöglich festzustellen, ob sie den Forumsregeln entsprechen oder gar gesetzwidrig sind<

Das ist in der Tat ein Argument. Ich habe zwar früher schon in anderem Zusammenhang argumentiert, daß die globale Inhaltsverantwortlichkeit, wie sie am Anfang der Internetöffentlichkeit von deutschen Gerichten gehandabt wurde, auch vor 500 Jahren die Papiermüller für jeden Mist strafbar gemacht hätte, der damals gedruckt wurde. (Was durchaus versucht worden ist.) Es hat auch damals lange gedauert, bis Obrigkeiten einsahen, daß es etwas anderes ist, ein Medium im allgemeinen (damals Drucker) oder konkreten (damals schon Verleger) organisatorisch bereitzustellen, als es zu inhaltlich zu benutzen (Autoren). Immerhin habe ich von Präzedenzurteilen (auf deutschem Boden) gehört, die dem Umstand Rechung tragen, daß Massenanbieter wie z.B. AOL völlig außerstande sind, alles in ihren Foren gepostete zu kennen, geschweige zu verantworten. Aber das Prozeßrisiko bleibt wohl bisher latent vorhanden, und die Scheu, solche Risiken einzugehen, ist zu respektieren.

@ simcaptain
>Englisch ist auch nicht gleich Amerika<
Da trägst Du bei mir Eulen nach Athen. Wogegen ich mich wende, ist die Krankheit, die alle Sprachen unserer Welt heute gleichzeitig angreift, und zwar das echte Englisch zuallererst. Das ist, nach einem hübschen Aperçu eines amerikanischen Freundes von mir, "BSE" - Bad Simple English.

>in der EU gibt es etwa 20 Sprachen mit knapp 200 möglichen Übersetzungsrichtungen - das zahlen wir mit unseren Steuergeldern.< Stimmt. Aber es gibt vertraglich drei Hauptverkehrs- und Dienstsprachen, nicht nur weil sie jeweils von so vielen EU-Bürgern als Mutter- oder Zweitsprache verstanden werden, sondern z.T. weil sie seit Jahrhunderten als "lingua franca" in länderübergreifenden Kulturzusammenhängen gewirkt haben. Die dritte davon ist Deutsch, nicht nur weil rund 110 Millionen deutschsprachige Menschen in Mitteleuropa kompakt einen deutschsprachigen Medienmarkt bilden, sondern gerade auch wegen seiner Geltung in den jüngsten Beitrittsländern. Und das hat übrigens mit beiden Weltkriegen nichts zu tun.

>Hier im Forum gibt es zwei Sprachen und ich darf mich einen der Übersetzer nennen<
- Und das mit Stolz, hoffe ich.
 - s'il vous plait, pas encore une autre langue!<
Très bien, mon vieux...!  Und glaube mir, daß ich Deinen unentgeltlichen Einsatz sehr hoch schätze, denn genau davon lebt das freie Internet.

>Jedenfalls kostet die Zweisprachigkeit für den Nutzer gar nichts, einige Andere (auch Marty) aber jede Menge Freizeit. Nicht jeder ist so sprachbegabt wie Du....<
Danke für die Blumen. Das Freizeit-Argument glaube ich sofort, und mir ist völlig bewußt, daß Ihr Euch den ... aufreißt, um dieses Forum bereitzuhalten.

@ simcaptain: >Sag mal, veterano, hast Du schon mal von einer privaten Amerikanischen Site gehört, in der was anderes als Englisch gesprochen wird (von gelegentlichem Mexikanisch mal abgesehen)<?
Ja, mein lieber Simcaptain. Und das außerhalb unserer kleinen Vorliebe, die in diesem Forum gepflegt wird. Wenn dies kein Ausschlußkriterium wäre, könnte ich Dir Dutzende von Sites nennen, in denen Amerikaner gutes Deutsch pflegen. Und es gibt andere, in denen sie gutes, kastilisches Spanisch pflegen. Merke: jeder Deutsche hat Verwandte in Amiland, weil im 19. Jhdt. aus praktisch jeder Familie jemand dorthin gegangen ist... (und mancher Amerikaner ist sich noch der Wurzeln bewußt).

Deine Bobachtung ist natürlich (leider) im Grunde richtig. Es herrscht in Staatenland insgesamt betrüblich wenig Bewußtsein für die übrige Welt vor. Schlimmer: Nur echter Jingoismus konnte die jetzige Administration hervorbringen. Und Jingoismus (ein Wort der eigentlichen Engländer, ungefähr: Welthaß, Weltüberheblichkeit) wird die Zeit von Bush junior auch wieder beenden. Ich persönlich werde die Staaten erst wieder betreten, wenn der Patriot Act aufgehoben ist. Aber es gibt viele Amerikaner, die mit den jetzigen Zuständen auch nicht einverstanden sind. Und einige davon, so bin ich überzeugt, gehören zu den Stammpostern in diesem und in ähnlichen internationalen Foren.

Damit aber weg von den Nebenkampfschauplätzen....

@Marty:

>Je nach Land, gelten andere Gesetze und werden andere Sachen als unmoralisch angesehen. Wir können auch das Forum unmöglich nur mittels Dolmetscher führen<
Hm. Das ist ein Argument, das ich - wengleich ungern - verstehe.

Vielleicht bin ich ja auch nur ein Träumer, der an das globale Dorf denkt, wie es uns am Anfang der Internet Community versprochen wurde. Und vielleicht habe ich das globale Dorf am Anfang genossen und mir zuviel davon versprochen. Soviel als wehmütige Erinnerung an die 20jährigen unter uns: Es gab eine Zeit, da waren wir alle jung, und nur echte Träumer hatten E-Mail und Internet. Damals hatten die meisten Leute weder Handy noch Plastikgeld. Könnt Ihr Euch das vorstellen...?

Beste Grüße,
Veterano

Offline Ingo

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Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #5 on: 16. September 2007, 14:31:26 PM »
[...]
Vielleicht bin ich ja auch nur ein Träumer, der an das globale Dorf denkt, wie es uns am Anfang der Internet Community versprochen wurde. Und vielleicht habe ich das globale Dorf am Anfang genossen und mir zuviel davon versprochen. Soviel als wehmütige Erinnerung an die 20jährigen unter uns: Es gab eine Zeit, da waren wir alle jung, und nur echte Träumer hatten E-Mail und Internet. Damals hatten die meisten Leute weder Handy noch Plastikgeld. Könnt Ihr Euch das vorstellen...?
[...]

Diese wehmütige Erinnerung teile ich ganz. Nicht alles war früher besser als heute. Aber was wir in unseren jüngeren Jahren erwarteten, war, auch wenn wir es uns nicht so konkret vorstellten, etwas anderes.

Ich vermisse diese Lockerheit, jene Freiheit und Unbefangenheit, von der ich im Gymnasium dachte, sie würde zu den wesentlichen Kennzeichen unseres zukünftigen Kommunikationsstils gehören. Damals gab es noch Aufbruchstimmung, auch wenn die atomare Bedrohung und der kalte Krieg zwischen Ost und West alltäglich waren. Heute aber hat jeder nur Angst vor diesem oder jenem. Kaum einer sagt mehr seine Meinung, weil er befürchtet, morgen seinen Arbeitsplatz los zu sein. Es herrscht eine Atmosphäre der Angst. Wir haben eine Gesellschaft, in der es gefragt ist, sich anzupassen.

Zu der Frage, was in diesem Forum akzeptabel ist und was nicht, würde ich sagen, das bestimmen zunächst einmal die Administratoren. Und wenn sie in irgendeiner Hinsicht vorsichtiger sind als manch anderer, dann sollten wir das einfach akzeptieren. Wenn wir es verstehen, und auch, wenn wir es nicht verstehen. Es ist ja schön, wenn sich jeder von uns selbst seine Gedanken macht. Aber in so einem Forum herrscht einfach keine Demokratie, wo jedermanns Ideen Anspruch auf Verwirklichung haben.

veterano

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Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #6 on: 18. September 2007, 06:41:30 AM »
>Diese wehmütige Erinnerung teile ich ganz. Nicht alles war früher besser als heute. Aber was wir in unseren jüngeren Jahren erwarteten, war, auch wenn wir es uns nicht so konkret vorstellten, etwas anderes.

Ich vermisse diese Lockerheit, jene Freiheit und Unbefangenheit, von der ich im Gymnasium dachte, sie würde zu den wesentlichen Kennzeichen unseres zukünftigen Kommunikationsstils gehören. Damals gab es noch Aufbruchstimmung, auch wenn die atomare Bedrohung und der kalte Krieg zwischen Ost und West alltäglich waren. Heute aber hat jeder nur Angst vor diesem oder jenem. Kaum einer sagt mehr seine Meinung, weil er befürchtet, morgen seinen Arbeitsplatz los zu sein. Es herrscht eine Atmosphäre der Angst. Wir haben eine Gesellschaft, in der es gefragt ist, sich anzupassen.<

Hallo Ingo,
jedes Wort ein Treffer! Ja, Gott sei Dank, unsere fast sichere Erwartung hat sich nicht erfüllt, bis zum 40. Lebensjahr versaftet zu werden. Jetzt kann ich's ja sagen, ich habe vor vier Tagen ein bestimmtes Alter erreicht und lebe immer noch.

Umso lauter müßten wir - die notwendige Generation zwischen zwei Eruptionen, wie sie seit 1789 alle 30 Jahre fällig sind - das Unsere einfordern. Stattdessen!? Du hast ja so recht. Meine Abijahrgangs-Kameraden ergehen sich in Depressionen entweder darüber, daß es nichts bringt, sich den A... aufzureißen, oder darüber, daß nichts es mit sich bringt, sich den A... aufzureißen. Dabei nagt keiner am Hungertuch, aber es ist auch keiner zufrieden. Mich selbst nehme ich nicht aus. (Die vorige Eruption war 1968 - wo bleibt die darauffolgende? Ist sie von der Spielkonsole aufgesogen worden oder kommt sie gar erst noch mit den rechten Spinnern auf der Straße!? Unser kleine Zwischen-Eruption waren Kirchentagsdemos für den Frieden, und heute bin ich mit dem Wissen geschlagen, daß Schmidt und Reagan recht behalten haben.) Trotzdem: unsere Lehrer entließen uns beim Abi in die Gewißheit, daß uns einmal die Welt gehört. Und die Realität ist die Angstkultur, die Du beschreibst.

>Zu der Frage, was in diesem Forum akzeptabel ist und was nicht, würde ich sagen, das bestimmen zunächst einmal die Administratoren. Und wenn sie in irgendeiner Hinsicht vorsichtiger sind als manch anderer, dann sollten wir das einfach akzeptieren. Wenn wir es verstehen, und auch, wenn wir es nicht verstehen<
Hat das, was Du sagst, nicht stark religiöse Anklänge hin zum Leiden zwecks Prüfung und Reinigung? Nun könnte ich von hier den Bogen zu der Angstkultur schlagen, die Du oben noch beschrieben hast. Aber frohlocke, Jerusalem: Zum Glück (und hier ein fünffaches Ausrufungszeichen !!!!!) sind die Inhaber und Administratoren dieses Forums gar nicht auf Repression aus. Das habe ich hier auch erfahren dürfen. Vielmehr hat man sich meinem Grundgedanken durchaus aufgeschlossen gezeigt.

>in so einem Forum herrscht einfach keine Demokratie, wo jedermanns Ideen Anspruch auf Verwirklichung haben<
In diesem Forum - nicht mit anderen zu verwechseln - herrscht vielleicht ja in sofern Demokratie, als ich nun daran gemessen werde, ob ich auch für das einstehen kann, wofür ich öffentlich die Klappe aufgerissen habe. Diese Prüfung habe ich mir durchaus verdient. Damit empfehle ich mich für jetzt, car j'ai à faire :-)
vet.

Offline simcaptain

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Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #7 on: 20. September 2007, 15:27:13 PM »
Kaum schaut man mal ein paar Tage nicht vorbei...

@Marty: keine Angst, ich habe nicht vor, diese topic in eine (sprach-)politische Grundsatzdiskussion ausufern zu lassen - vielleicht sollte man die entsprechenden Teile in einen eigenen thread ... NEIN! ein eigenes Thema auslagern. (Obwohl, das Eine ist genauso ein Fremdwort wie das Andere.) Möglicher Titel:

"Die große Akademiker-Diskussion zur europäischen Sprach- und Kulturpolitik, sowie zur Entwicklung von Sprachen im Allgemeinen und dem Englischen im Besonderen, unter eingehender Berücksichtigung des komparativen subjektiven Freiheitsempfindens verschiedener Alterskohorten im beginnenden 21. Jahrhundert"

@veterano

1) Konstatiere: Du bist Schweizer (zumindest im Geiste). Als Eidgenosse hast Du da natürlich eine andere Sicht auf die Dinge als wir von Kriegen und Krisen geplagte Kontinentaleuropäer.

2)
<<Wogegen ich mich wende, ist die Krankheit, die alle Sprachen unserer Welt heute gleichzeitig angreift, und zwar das echte Englisch zuallererst. Das ist, nach einem hübschen Aperçu eines amerikanischen Freundes von mir, "BSE" - Bad Simple English.>>
Damit wiederum trägst Du bei mir "coal to Newcastle". Ich meine auch eher, dass gutes Amerikanisch (color statt colour, thru statt through, cell phone statt mobile phone) den gleichen Stellenwert haben sollte wie gutes Schweizerdeutsch (innert statt innerhalb, Beschreib statt Beschreibung) oder gutes Quebecois (il marche pas statt il ne marche pas, char statt voiture) - und dass man BSE nicht mit Amerikanisch verwechseln sollte. Der Begriff Handy für Mobiltelefon (Natel, cell phone, cellulaire) kommt immer noch aus Deutschland...

<<Aber es gibt vertraglich drei Hauptverkehrs- und Dienstsprachen>>
B3, B4, B5 - Schiff versenkt. Soll heissen, Du hast die Schwachstelle meiner Argumentation genau getroffen. Nicht, dass ich was Anderes von Dir erwartet hätte!

<<Wenn dies kein Ausschlußkriterium wäre, könnte ich Dir Dutzende von Sites nennen, in denen Amerikaner gutes Deutsch pflegen. Und es gibt andere, in denen sie gutes, kastilisches Spanisch pflegen. Merke: jeder Deutsche hat Verwandte in Amiland, weil im 19. Jhdt. aus praktisch jeder Familie jemand dorthin gegangen ist...>>
Akzeptiert. Mir geht's genauso - auch ich habe Verwandte drüben, in OH, von denen aber Einige die Bezeichnung "Redneck" nicht nur verdienen, sondern sie sogar mit Stolz tragen. Derartige Seiten kenne ich auch ein paar, aber auf allgemeinen, nicht ethnozentrischen Seiten findest Du nur Englisch. Obwohl - flickr zum Beispiel scheint sich zunehmend zur Mischkultur hin zu entwickeln, mit Arabisch, Chinesisch und Spanisch auch von US-Mitgliedern. Löblich, löblich!

<<Vielleicht bin ich ja auch nur ein Träumer, der an das globale Dorf denkt, wie es uns am Anfang der Internet Community versprochen wurde. Und vielleicht habe ich das globale Dorf am Anfang genossen und mir zuviel davon versprochen. Soviel als wehmütige Erinnerung an die 20jährigen unter uns: Es gab eine Zeit, da waren wir alle jung, und nur echte Träumer hatten E-Mail und Internet. Damals hatten die meisten Leute weder Handy noch Plastikgeld. Könnt Ihr Euch das vorstellen...?>>
Ja, können wir. Wenn auch nur schwer. Was den ersten Teil dieses Zitats angeht, ein Dorf hat die Eigenschaft, eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Und für das globale Dorf heisst diese Sprache Englisch - wie oben so richtig festgestellt in der Ausführung "BSE - Bad Simple English" Jeder der davon träumte, im globalen Dorf in "seiner" Landessprache verkehren zu können, ist - bitte entschuldige meine jugendliche Harschheit und Arroganz - auf dem falschen Dampfer, bzw. hat noch nicht begriffen, wie Dörfer funktionieren. In einem Dorf kennt Jeder Jeden, und kann potentiell (ohne Z) Alles von Jedem wissen und Jedem ins Schlafzimmer schauen - und genau Dies bietet uns das globale Dorf, nicht Mehr und nicht Weniger. Mit allen Vor- und Nachteilen die die dörfliche Existenz seit Jahrtausenden hatte.

<<Nicht alles war früher besser als heute. Aber was wir in unseren jüngeren Jahren erwarteten, war, auch wenn wir es uns nicht so konkret vorstellten, etwas anderes. Ich vermisse diese Lockerheit, jene Freiheit und Unbefangenheit, von der ich im Gymnasium dachte, sie würde zu den wesentlichen Kennzeichen unseres zukünftigen Kommunikationsstils gehören.>>
Lieber Ingo, lieber veterano, das ging bis jetzt noch jeder Generation so. Warum sollte es ausgerechnet Euch anders gehen? Glaubt Ihr etwa, der Abiturjahrgang 2001 hatte keine Ideale, keine Hoffnungen, keinen Willen, es anders zu machen? Dennoch ist auch diese Generation schon an der Grenze zu Wehmut, zur Depression, weil die Welt eben nicht so funktioniert, wie man sich das mit 18 oder 20 wünschen würde.

Und veterano, auch Deine Generation hatte ihre Revolution... es war halt nur eher eine "revolution tranquille". War das Aufbrechen des Eisernen Vorhangs und der Bau des globalen Dorfes etwa nichts? Es geht Euch nun nur wie allen Revoluzzern vor Euch: Ihr habt die Büchse der Pandora geöffnet und werdet nun von der Dynamik der von Euch losgetretenen Vorgänge überrrollt. Glaubst Du, dass die Vertreter der Generalstaaten von 1789 mit dem zufrieden waren, was dann in den 1790ern auf den Schafotten ablief? Wenn sie es überhaupt noch erlebt haben! Dass die Alt-68er nicht ein Problem mit der RAF und dem ganzen Drogen-Sch**** hatten und haben? Dass die Generation Abi 2001 nicht irgendwann ein ähnliches Problem haben wird? Ich freu mich schon wahnsinnig...

Dennoch, Hut ab und meine Hochachtung für den Eifer und die Begeisterung, mit denen Du hier die Frankophonie propagierst. Du hast ja Recht, die einzigen Hemmnisse sind rein organisatorischer Natur. Warst Du zu Zeiten von DBF eigentlich schon dabei? Angefangen haben eindeutig die Hölländer; ich kenne ein ähnlich gestricktes Forum in dem es ein "nederlandse" Sub-Forum gibt. Le probleme est seulement la supervision - c'est a dire, il faut avoir un moderateur tres sûr qui aplique les regles de ce communite. If you get my meaning. Und - ohne jetzt in irgendeiner Weise Kritik an der Tatsache üben zu wollen - Marty wird das niemals jemand Anderem als sich selbst überlassen. Und meiner Meinung nach tut er, als für die Seite Verantwortlicher Administrator, gut daran. So, das war jetzt zwei Mal Parataxe am Satzanfang in Folge - also ganz schlechtes Deutsch. Bitte zuhause nicht nachmachen, liebe Kinder.

Edit: wichtigen Zirkumflex hinzugefügt.
Life is what happens to you while you're busy making other plans. (John Lennon, Beautiful Boy)

Offline Marty

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Re: Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #8 on: 20. September 2007, 22:51:35 PM »
Es macht wirklich Spaß diesen Topic zu lesen. Nichts desto trotz, habe ich den thread jetzt geteilt.

veterano

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Re: Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #9 on: 22. September 2007, 07:44:46 AM »
Lieber Simcaptain,

>Konstatiere: Du bist Schweizer (zumindest im Geiste). Als Eidgenosse hast Du da natürlich eine andere Sicht auf die Dinge als wir von Kriegen und Krisen geplagte Kontinentaleuropäer.<

Bin ich nicht, aber ich nehme den Irrtum als Kompliment (...odr!?). Auf Tell, und darauf, woher Autor Schiller kam, brauche ich wohl nicht hinzuweisen. Die Krisen plagen mich wie jeden anderen, von den Kriegen zu schweigen. In denen haben meine Leute die Haut genauso zu Markte getragen wie ale anderen (unsere Gereration blieb ja verschont). Nicht trotzdem, sondern gerade darum meine Meinung!

>Damit wiederum trägst Du bei mir "coal to Newcastle". Ich meine auch eher, dass gutes Amerikanisch (color statt colour, thru statt through, cell phone statt mobile phone) den gleichen Stellenwert haben sollte wie gutes Schweizerdeutsch (innert statt innerhalb, Beschreib statt Beschreibung) oder gutes Quebecois (il marche pas statt il ne marche pas, char statt voiture) - und dass man BSE nicht mit Amerikanisch verwechseln sollte. Der Begriff Handy für Mobiltelefon (Natel, cell phone, cellulaire) kommt immer noch aus Deutschland...

Noch ein Irrtum - vielleicht war das zu mißverständlich, aber mir scheint, daß Du hier etwas hineinhören willst, was ich nicht gesagt habe. Ich habe selbstverständlich nicht Amerikanisch gemeint. Sondern das "Simplified English", das in den Pilotenkanzeln begann, das jetzt die SMSs (sollte ich sagen: die Simsen?) der Welt regiert und unter diesem Namen mittlerweile eine eigensprachliche Ausgabe der Wikipedia besitzt. Sprich: das Pidgin-Englisch für bekennende Fremdsprachler und für alle, denen selbst (echtes) Pidgin-Englisch zu schwierig ist oder zu viel wertvolle Gehirnrechenzeit abverlangt. Ich bin auch ein klein bißchen herumgekommen, Simcaptain, und weiß ein gepflegtes Nordstaaten-Englisch zu schätzen. Und ich diskriminiere auch keine Dialekte. Selbst wenn es etwa in den Carolinas heißt: "Ah got mah hair did" (...statt: done), fällt das für mich daher nicht unter BSE. Genausowenig wie die Québécqois ein Monopol auf den Fortfall des "ne" haben (es gibt in ganz Frankreich und Navarra vielleicht noch 1000 Personen, die das "ne" immer mitsprechen). Für "voiture" sagen die français métropolitains längst "auto" (m), und für "bus" sagen sie "car". Wenn ein Pariser "ouai" sagt statt "oui", dann ist das so verwerflich wie wenn ein Berliner "nee" sagt statt "nein" - nämlich gar nicht.

Unter BSE verstehe ich nicht, ob das englisch-normannische "ou" in "labour" noch mitgeschrieben wird. Sondern etwas, was bewußt Sprachen skelettiert und zu SMS-Kauderwelsch macht. Dem sind alle lebenden Sprachen ausgesetzt, da wir im Zeitalter des "Handy" leben (der von Dir anscheinend beanstandete Begriff ist im Hause Siemens erfunden worden und war eine ausgesprochen gute Namensidee für eine Erfindung, die man vor allem im angelsäschsischen Raum vertreiben wollte - allein Siemens-Managementfehler haben das verhindert, so blieb das englisch klingende "Händi" ein deutsches Wort). Wohlgemerkt: das Handy (cell phone, etc., whatever) ist nicht das Problem, sondern die Programmierung ab Werk und die Sprachfaulheit der Benutzer. Und Englisch ist nun mal die als erstes und bisher am Gravierendsten betroffene Sprache. Das ist BSE. Sie ist keineswegs die einzige - Deutsch und, mehr noch, Französisch sind schon starken Beschüssen ausgesetzt. Ich könnte noch hinzufügen, daß der Aufbruch einer gewissen (gefühlten) Weltmacht sehr viel dazu beiträgt, aus Englisch BSE zu machen, da man sich beim Geldverdienen ungern mit echtem Lernen aufhält (nein, ich meine nicht Indien). Konkreter werde ich hier nicht, da auch jenes Land ständig das gesamte Internet geheimdienstlich durchgooglet. :-)

>Aber es gibt vertraglich drei Hauptverkehrs- und Dienstsprachen< - >B3, B4, B5 - Schiff versenkt... Nicht, dass ich was Anderes von Dir erwartet hätte!<
Deinen Sarkasmus sehe ich Dir nach, zumal Du mich offenbar mißverstanden hast. Aber ja: wenn die meistverbreite Sprache Europas nach Russisch sich dadurch lächerlich macht, daß sie neben Englisch und Französisch EU-Sprache sein möchte, dann verdiene ich Deine Häme.

>ein Dorf hat die Eigenschaft, eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Und für das globale Dorf heisst diese Sprache Englisch<
Schon mal in Lateinamerika gewesen? Nur nebenbei gefragt. Falls ja, wie ohne wenigstens rudimentäres Spanisch zurechtgekommen? - Die Tatsache, daß Leute aus Europa und sogar, horribile dictu, aus Nordamerika dorthinreisen und sich dort auf Spanisch verständigen, hat Lateinamerika der Isolation entrissen und in das globale "Dorf" eingemeindet. Dadurch ist erst der kulturelle Damm soweit gerissen, daß junge Lateinamerikaner (ohne je in Miami gewesen zu sein) anfangen, fremde Sprachen zu lernen. Nämlich durchs Internet.

>Jeder der davon träumte, im globalen Dorf in "seiner" Landessprache verkehren zu können, ist - bitte entschuldige meine jugendliche Harschheit und Arroganz - auf dem falschen Dampfer<
Ich entschuldige sie. Falls Du's noch nicht verstanden hast: Ich rede nicht der Ignoranz das Wort, sondern der Vielsprachigkeit. Was natürlich nicht auf Befehl durch Unterdrückung "subversiver" Dialekte funktioniert (im Elsaß konnte einen einst das "patois germanique" mit der Eselsmütze in die Klassenzimmerecke stellen, in Rußland aber ins Konzentrationslager bringen). Es funktioniert einzig und allein durch Freiwilligkeit auf der Basis der Anerkenntnis angestammter Sprachen.

>In einem Dorf kennt Jeder Jeden, und kann potentiell (ohne Z) Alles von Jedem wissen und Jedem ins Schlafzimmer schauen - und genau Dies bietet uns das globale Dorf, nicht Mehr und nicht Weniger. Mit allen Vor- und Nachteilen die die dörfliche Existenz seit Jahrtausenden hatte.<
Schön formuliert.

>Glaubt Ihr etwa, der Abiturjahrgang 2001 hatte keine Ideale, keine Hoffnungen, keinen Willen, es anders zu machen?<
Doch, glaube ich...
>...Dennoch ist auch diese Generation schon an der Grenze zu Wehmut, zur Depression, weil die Welt eben nicht so funktioniert, wie man sich das mit 18 oder 20 wünschen würde.<
Einverstanden. Und ich wünsche ihr die Fähigkeit, sich nach satten Jahrzehnten auch noch einmal gegen das Arrangiertsein aufzubäumen, und wenn's nur manchmal in Gedanken ist, wie bei mir.

>Und veterano, auch Deine Generation hatte ihre Revolution... es war halt nur eher eine "revolution tranquille". War das Aufbrechen des Eisernen Vorhangs und der Bau des globalen Dorfes etwa nichts? Es geht Euch nun nur wie allen Revoluzzern vor Euch: Ihr habt die Büchse der Pandora geöffnet und werdet nun von der Dynamik der von Euch losgetretenen Vorgänge überrrollt.<
Nanu, vorhin war ich noch Schweizer - zwar nur vielleicht ein Schillerscher - und auf einmal bin ich Protagonist des Mauerfalls? :-) Tatsache ist, daß ich ihn mit eigenen Augen erlebt habe, den Mauerfall, aber von der West-Seite, also ohne Heldentum. (Trotzdem das bisher erhabenste Erlebnis meiner Vita.) Révolution tranquille? Plutôt l'ennui tranquil.

Zusammenfassend: die Gnade, den Krieg nicht erlebt zu haben (Kohls Zitat lassen wir mal ausnahmsweise weg), die Gnade, in einer liberalen Demokratie aufzuwachsen (ohne Halstuch), und zwar satt an Körper und Geist - die Gnade der Sattheit. Zuviel Gnade!? Gerade deshalb: Wir haben das globale Dorf nicht erbaut. Sein Bau war etwas, was uns geschah (jedenfalls den meisten von uns). Ja, wir sind undankbar, Simcaptain. Wir wissen, wieviel Glück wir hatten, nie Objekt der Geschichte sein zu *müssen*, und vermissen doch die Erfahrung, Subjekt der Geschichte sein zu *dürfen*. Stammt daher die Leere, die wir beklagen? Übrigens, Amerikaner meiner Generation, die ich kenne, haben Ähnliches gesagt.

>Glaubst Du, dass die Vertreter der Generalstaaten von 1789 mit dem zufrieden waren, was dann in den 1790ern auf den Schafotten ablief?< Gesetzt, daß du die États généraux von Frankreich und Navarra meinst, die Louis XVI nach mehr aus 100 Jahren wieder einberief, die Generalstände - denn "Generaalstaaten", obwohl etymologisch der gleiche Begriff mit ursprünglich gleicher Bedeutung (Ständeparlament), steht für die Niederlande und ihre viel frühere Revolution - hast Du recht. Und natürlich, jede Generation frißt ihre Kinder. Sogar ohne Revolution.

>Dass die Generation Abi 2001 nicht irgendwann ein ähnliches Problem haben wird? Ich freu mich schon wahnsinnig...<
Ich mich nicht. Ich würde auch denen wünschen, daß aus dem Idealismus, z.T. noch von denselben Lehrern eingeimpft (wenn ich an meine Schule denke), auch im individuellen Lebenslauf etwas werde.

>Dennoch, Hut ab und meine Hochachtung für den Eifer und die Begeisterung, mit denen Du hier die Frankophonie propagierst. Du hast ja Recht, die einzigen Hemmnisse sind rein organisatorischer Natur.<
Danke, danke. Ich weiß, mit der traditionellen deutschen Frankophilie macht man sich nicht überall beliebt. :-)

>Warst Du zu Zeiten von DBF eigentlich schon dabei? Angefangen haben eindeutig die Hölländer; ich kenne ein ähnlich gestricktes Forum in dem es ein "nederlandse" Sub-Forum gibt.<
Lieber Simcaptain, ich war damals schon ein Veteran, nur habe ich mich damals noch anders genannt. Et non, ce n'est pas les hollandais qui le commencèrent. Même avant cela, il y a déjà eu d'autres sites.

>Le probleme est seulement la supervision - c'est a dire, il faut avoir un moderateur tres sûr qui aplique les regles de ce communite. If you get my meaning. Und - ohne jetzt in irgendeiner Weise Kritik an der Tatsache üben zu wollen - Marty wird das niemals jemand Anderem als sich selbst überlassen. Und meiner Meinung nach tut er, als für die Seite Verantwortlicher Administrator, gut daran.<

Sure, I do get what you mean. De l'autre côté, le même modérateur cherche à enlargir la base de ce forum et a lui ajouter les sphères culturels d'autres langues. Quant à moi, je crois qui'l faut d'abord faire confiance pour gagner du monde - les règles, ça vient plus tard. Marty ne s'y trompera pas. - Kurzum, auf Deutsch, ich glaube nicht, daß Marty sich leicht hinter die Tanne führen läßt. Er bekommt sehr viel mit, so habe ich Grund zu glauben, und Sprachbarrieren halten ihn nicht wirkich zurück.

>So, das war jetzt zwei Mal Parataxe am Satzanfang in Folge - also ganz schlechtes Deutsch. Bitte zuhause nicht nachmachen, liebe Kinder<
So schlechter Deutsch woll ich ausnahmeweise mal toleriere, ey :-) (das war BSE).
Veterano

Offline Marty

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Re: Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #10 on: 22. September 2007, 12:20:16 PM »
Aber: gehört das noch hier in dieses Forum? Könnte man nicht vielleicht mal über die kulturellen Unterschiede beim Spangentragen in verschiedenen Ländern philosophieren?

@Owly
Warum machst Du diesen Topic nicht einfach auf - ich halte das für einen so guten Ansatz, dass ich mir sogar noch eine Übersetzung für das general board wünschen würde. Was stellst Du Dir genau unter 'kulturellen Unterschiede' vor?

Offline simcaptain

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Re: Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #11 on: 22. September 2007, 15:15:58 PM »
Ach Du lieber Himmel....

@veterano:

Re BSE: Du verstehst mich da gerade grundfalsch, und ich Dich wohl auch. Jedenfalls: wird sind uns absolut einig was Herkunft und Auswirkung extrem vereinfachter Sprache angeht. [ironie an] All r8, all r8, c u @ the bar 4 a cup of t, but b4 4, plz. [ironie aus]

Nur gegen die Seitenhiebe auf Luftfahrtenglisch möchte ich mich aufs Allerschärfste verwahren. Das ist eine extrem formalisierte, hocheffiziente Wissenschaftssprache, die das einzige Ziel hat, aufgrund ihrer extemen Vereinfachung, weitestgehenden Bedeutungsverengung und weltweiten Standardisierung eine ein-eindeutige Kommunikation zwischen Luftfahrzeugen und Bodenstation aus und in aller Herren Länder sicherzustellen und damit wohl das wichtigste in sich geschlossene Sicherheitssystem in der zivilien Luftfahrt ist - die, wie ich hier betonen möchte, trotz aller medienwirksam ausgewalzten Unfälle, immer noch nicht nur das sicherste Verkehrsmittel überhaupt ist, sondern die sogar statistisch sicherer, als vor dem PC zu sitzen und bracesforum.net zu schmökern. Auffallend ist, dass sich gerade die Bodenkontrolle Frankreichs hier einen miserablen Ruf "erarbeitet" hat. Da sind sogar die meisten afrikanischen Zwergstaaten und die Russen noch besser in Sachen korrektes Luftfahrtenglisch. Ganz nebenbei ist das zum Beispiel ein Bereich wo Vielsprachigkeit ausgesprochen kontraproduktiv ist - siehe auch unten.

<<>Aber es gibt vertraglich drei Hauptverkehrs- und Dienstsprachen< - >B3, B4, B5 - Schiff versenkt... Nicht, dass ich was Anderes von Dir erwartet hätte!<
Deinen Sarkasmus sehe ich Dir nach, zumal Du mich offenbar mißverstanden hast. Aber ja: wenn die meistverbreite Sprache Europas nach Russisch sich dadurch lächerlich macht, daß sie neben Englisch und Französisch EU-Sprache sein möchte, dann verdiene ich Deine Häme.>>
Da hast nun Du mich falsch verstanden. Ich wollte Dir eigentlich mit einer gewissen Selbstironie Respekt zollen für die Zielsicherheit, mit der Du Dich auf den Schwachpunkt meiner Argumentation bezüglich Französisch eingeschossen hattest.

<Schon mal in Lateinamerika gewesen? Nur nebenbei gefragt. Falls ja, wie ohne wenigstens rudimentäres Spanisch zurechtgekommen? - Die Tatsache, daß Leute aus Europa und sogar, horribile dictu, aus Nordamerika dorthinreisen und sich dort auf Spanisch verständigen, hat Lateinamerika der Isolation entrissen und in das globale "Dorf" eingemeindet. Dadurch ist erst der kulturelle Damm soweit gerissen, daß junge Lateinamerikaner (ohne je in Miami gewesen zu sein) anfangen, fremde Sprachen zu lernen. Nämlich durchs Internet.>
Ohne jede Häme, in welche Richtung möchtest Du da jetzt argumentieren? Ich könnte jetzt mit genau den gleichen Argumenten sagen, dass das globale Dorf Lateinamerika in dem Sinne erreicht hat, indem es junge Latinos dazu bringt, BSE zu lernen um sich darin (im globalen Dorf nämlich) aufhalten und verständigen zu können. Dazu sind die Spanisch-sprechenden Nordamerikaner nur die erste Stufe. Nebenbei, die ersten Britischen "Entdecker" (sagen wir, die ersten Reisenden) wie Thomas Cook oder George Vancouver konnten sehr wohl zum Beispiel die Sprachen der "Indianer" an der Westküste Nordamerikas - par force, sozusagen, denn die "mussten" Englisch ja auch erst lernen.

<Falls Du's noch nicht verstanden hast: Ich rede nicht der Ignoranz das Wort, sondern der Vielsprachigkeit.>
Natürlich habe ich das verstanden. Ich finde das auch echt toll von Dir und bewundere es, habe ich ja gesagt. Nur bin ich in der Hinsicht nun leider so desillusioniert, dass ich schon lange nicht mehr an eine mögliche Vielsprachigkeit im Internet (oder sonstwo im globalen Dorf) glaube. Wie gesagt, Dörfer tendieren dazu eine Sprache zu sprechen (und die Bewohner misverstehen sich trotzdem noch untereinander, so wie wir beide). Lehnwörter, um das Argument gleich mal vorweg zu nehmen, sind nur ein Ausdruck dieser Tendenz. [Ironie an] Oder hätte ich jetzt statt "Tendenz" "Neigung" schreiben sollen? [Ironie aus]

Ferner, wie schon ein paar Mal an verschiedenen Beispielen argumentiert, Vielsprachigkeit tendiert dazu, die Sache zu verkomplizieren. Soll heissen, die EU Staaten haben sich auf drei Amtsprachen, statt zwanzig, geeinigt, weil es einfacher und billiger ist. Da sitzen nun, zum Beispiel, die Polen und Skandinavier ganz schön auf dem Trockenen. IATA und ICAO haben sich auf eine Sprache, nämlich Englisch, für die Luftfahrt geeinigt, weil es einfacher und vor allem sicherer ist, dies zu tun. [Satire-Modus ein] Stell Dir nur mal bildlich vor, Du sitzt in einem Airbus A340-600 von Virgin Atlantic vorne links, mit 325 Menschenleben auf Deinen Schultern. Du fliegst vor Dich hin, und plötzlich sagt Dir eine Stimme im Flugfunk über München: "Föhr-dschinn acht-zwo-eins, sofort links abdrehen und sinken, Sie haben Verkehr auf Ihrer Höhe an zwölf Uhr, Entfernung ein Kilometer." (Also kommt der andere Flieger geradewegs von vorn, und ist bei 800km/h kombinierter Geschwindigkeit in 4,5s da.) Möchtest Du da als britischer Kapitän wirklich fragen müssen: "Munich centre, I'm sorry, can you repeat that in English, please?" Oder gar: "Muncken Cent-raw-leigh, ick tu-ah mia light, konnen Sea we-the-hole-en in English, bitter?" [Satire aus]

Aber zurück zum Thema... Vielsprachigkeit ist etwas sehr Schönes, und ich bin ihr Verfechter wo immer es möglich ist. Ich bedaure, dass mein Französich gerade mal reicht, um ohne Lexikon den Sinn Deiner Beiträge in Grundzügen zu verstehen. (Wie Du gemerkt haben wirst, halte ich mich von Akzenten lieber gleich fern.) Und ich freue mich, dass andere so einen Haufen Sprachen beherrschen oder zumindest genug verstehen, um im Gastland zur Not nicht zu verhungern. Für gewisse Bereiche allerdings halte ich Vielsprachigkeit für eher kontraproduktiv, und zwar nicht wegen etwaiger Effizienzverluste - die sehe ich als Teilzeitökonom zwar, aber die sind mir als Kulturwissenschaftler egal. Worum es mir eher geht sind die Reibungsverluste, die auf gegenseitiges Nicht- oder Misverstehen zurückzuführen sind. Mit solchen Dingen haben schon Kriege angefangen. Da ist es oft besser, wenn Beide Geprächspartner eine Sprache (also BSE) so halbwegs beherrschen, als wenn jeder versucht, sich in seiner eigenen Sprache verständlich zu machen. Kurz gesagt, sobald es in der Kommunikation zwischen Sprachen genug Leute gibt, die (mehr oder weniger) alle beteiligten Sprachen sprechen, gibt es kein Problem mehr - das ist das berühmte größte gemeinsame Vielfache (in absichtlicher Abwandlung der Mathematik). Bevor das der Fall ist, gibt es aber nur BSE - und ich kann Dir in dem Punkt nur Recht geben, das ist nicht der größe gemeinsame Teiler, sondern der kleinste. Aber es ist der einzige Teiler, den uns das globale Dorf aus Gründen allgemeinen Nicht-Könnens von Sprachen derzeit bietet. Aufgrund der latenten Faulheit und geistigen Trägheit des Menschen an sich wird es dabei auch bleiben.

<...zwar satt an Körper und Geist - die Gnade der Sattheit. Zuviel Gnade!?>
Höchst treffende Bemerkung!!! Was sagen da erst wir 15 Jahre jüngeren???

<Wir wissen, wieviel Glück wir hatten, nie Objekt der Geschichte sein zu *müssen*, und vermissen doch die Erfahrung, Subjekt der Geschichte sein zu *dürfen*.>
Auch das eine traumhaft schöne Formulierung, aber das würde ich bestreiten - gerade argumentiertest Du noch, das globale Dorf sei - sagen wir mal - uns geschehen. Und ich behaupte nach wie vor, dass dieses Dorf duch das weltweite Verblassen von Nationalismus und Kleinstaaterei nach dem zweiten Weltkrieg, aber ganz entscheidend durch das absichtliche Niederreißen der letzten großen politischen Trennlinie auch durch handelnde Subjekte geschaffen wurde. Und deren nicht zu knapp, siehe Montags-Demos. Manchmal merkt man auch gar nicht, was man schafft, wenn man, zum Beispiel (rein hypothetisch, bitte) als Generation Golf beschließt, des Preises wegen auf einen Toyota umzusteigen - oder so.

Richtig, ich meinte die Generalstände, nicht die Generastaaten. Das floss Alles im Geschichtsunterricht mal zu einem Ohr rein und zum anderen wieder raus, und das ist VIEL zu lange her.

<De l'autre côté, le même modérateur cherche à enlargir la base de ce forum et a lui ajouter les sphères culturels d'autres langues.>
Mais ou(a)i! Da sind wir uns ja einig. Auch ein spanisches Forum wäre super - zu den ganzen hüschen Brasilianierinnen muss es ja ein paar spanischsprechende Gleichgesinnte geben. Nur leider wird wohl Spanisch hier noch seltener sein als Französisch, fürchte ich. Oder bin ich zu pessimistisch? Aber das haben wir nicht zu entscheiden... Marty, sach ma watt! [breit grinsend]

<So schlechter Deutsch woll ich ausnahmeweise mal toleriere, ey :-)>
Soi i's jetz nomoi prowian und sogn Du bist a Rheinländer oda Kölner oda vielleicht a Pott-Indianer? Aba wemma jetz mit de Dialekt-Kanona aufananda schiaßn, naha spann i fei zerscht mein Paraplui auf. Ich hoffe, man kann den farbkodierten Dialekt lesen - im Zweifelsfall markieren. Von SED (schlechtes einfaches Deutsch) mal abgesehen - das sähe anders aus. [Satitre an] Oh, verf***, das würd jetzt voll krass anders aussehen. So... Ey, kommst Du da vom Rhein da obm oda was? Voll verf***! Ey, hör bloß mit Deim sch*** Gelaber auf. I versteh Di net, red deutsch, mann! [Satire aus] Das war jetzt Straßendialekt aus Bayrisch Schwaben...
Life is what happens to you while you're busy making other plans. (John Lennon, Beautiful Boy)

Offline Marty

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Re: Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #12 on: 22. September 2007, 19:18:56 PM »
ohne Kritik über zu wollen, aber wäre es nicht besser, die Zitate, wenn schon nicht als Zitate, wenigstens farbig, oder durch Kursivschrift hervorzuheben?


veterano

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Re: Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #13 on: 30. September 2007, 03:11:47 AM »
Hallo Simcaptain,

pardonne-moi, ich hatte eine Sch...-Woche, sonst hätte ich früher geantwortet.

>verstehst mich da gerade grundfalsch, und ich Dich wohl auch. Jedenfalls: wird sind uns absolut einig was Herkunft und Auswirkung extrem vereinfachter Sprache angeht. [ironie an] All r8, all r8, c u @ the bar 4 a cup of t, but b4 4, plz. [ironie aus]<

Ah, ponyemajesch. Gut...! Ich dachte schon, ich müße zitieren: "Simplified English is a controlled language originally developed for aerospace industry maintenance manuals. It offers a carefully limited and standardized subset of English" (siehe >https://dereferer.me/?https://dereferer.me/?http://en.wikipedia.org/wiki/Simplified_English).  Oder gar: "the word close can be used in the phrase "Close the door" but not "do not go close to the landing gear" (https://dereferer.me/?https://dereferer.me/?http://simple.wikipedia.org/wiki/AECMA_Simplified_English [sic!!]).

>Nur gegen die Seitenhiebe auf Luftfahrtenglisch möchte ich mich aufs Allerschärfste verwahren. Das ist eine extrem formalisierte, hocheffiziente Wissenschaftssprache... ..."<
Hmmm... laß mich mal raten, in welcher Branche Du arbeitest? Nein, nicht ernsthaft, ich respektiere Deine Anonmymität hier ebenso wie Du die meine (hoffentlich). Offenbar habe ich da blind genau das Schwarze getroffen - tut mir leid, keine Absicht, falls schmerzhaft. (Sollte vielleicht doch anfangen, Lotto zu spielen!) Niemand hat etwas dagegen, unter Mithilfe von ad-hoc-Lösungen wie Piloten-Englisch sicher von a nach b geflogen zu werden. Auch ich nicht, Simcaptain, dafür fliege ich zuviel. Allein, wenn die Maschine zum Terminal getaxit (dieses Stück Piloten-Englisch habe ich aufgeschnappt) und der Job für heute zuende ist, dann unterhalten sich die Crews schon auf der Gangway wieder in ihrer angestammten Sprache. Auch das kann ich regelmäßig miterleben.

>Da hast nun Du mich falsch verstanden. Ich wollte Dir eigentlich mit einer gewissen Selbstironie Respekt zollen für die Zielsicherheit, mit der Du Dich auf den Schwachpunkt meiner Argumentation bezüglich Französisch eingeschossen hattest.<
Ah... bien, accepté :-)

>Ohne jede Häme, in welche Richtung möchtest Du da jetzt argumentieren? Ich könnte jetzt mit genau den gleichen Argumenten sagen, dass das globale Dorf Lateinamerika in dem Sinne erreicht hat, indem es junge Latinos dazu bringt, BSE zu lernen um sich darin (im globalen Dorf nämlich)...<

In die Richtung, daß Spanisch einst eine ähnliche Stellung im jetzigen Lateinamerika einnahm wie Englisch heute für die Welt. Waren alle Einwohner des Inkakreiches der Ketchua-Sprache mächtig? Natürlich nicht. Mußten sie aber, falls sie an dessen Errungenschaften teilhaben wollten, z.B. an Handelswegen von Panama bis Feuerland. Dann folgt in dieser Weltregion Spanisch - heute Englisch. Ja, du hast recht, daß >junge Latinos... BSE.. lernen<, aber manche lernen eben auch richtiges Englisch oder andere europäische Sprachen. Genau diese sind es, die in ihren Heimatländern noch viel bewegen werden. Vulgärpatrioten wie Chávez, Evo Moráles, Lula gehören nicht dazu, denn ihre Umverteilungsphantasien gehören noch ganz dem 19. Jhd. an (Gradmesser ist nicht zuletzt die Korruption) und schließen so etwas wie Bildung aus.  <<oops, bin hier politisch geworden - das verzeihe man mir gerade, weil mir Lateinamerika am Herzen liegt>>

Nichtsdestoweniger, und das ist mein Punkt, gehört Spanisch neben Englisch, Französisch und Deutsch zu den vier großen europäischen Sprachen, die die Welt regieren. Sicher, in der UNO-Statistik rangiert davor Chinesisch - aber kennst Du einen einzigen Nicht-Chinesen, der Chinesisch kann? Ähnliches gilt für Arabisch und Russisch. Deutsch wird dagegen noch heute in vielen Ländern des früher sogenannten Zwischen-Europas als Handels- und Kultursprache akztepiert.


>Ich finde das auch echt toll von Dir und bewundere es, habe ich ja gesagt. Nur bin ich in der Hinsicht nun leider so desillusioniert, dass ich schon lange nicht mehr an eine mögliche Vielsprachigkeit im Internet (oder sonstwo im globalen Dorf) glaube<

Hier also eine Schlüsselstelle! Dank für den Dank.


>Möchtest Du da als britischer Kapitän wirklich fragen müssen: "Munich centre, I'm sorry, can you repeat that in English, please?" Oder gar: "Muncken Cent-raw-leigh, ick tu-ah mia light, konnen Sea we-the-hole-en in English, bitter?" [Satire aus]<

<LOL> Nette Geschichte... nein, aber was ich erwarte (und was in den nächsten 20 Jahren auch passieren wird, die Wissenschaftskreise und z.T. Behörden in Amerika leben es vor), ist die Übernahme des metrischen Systems auch in Amerika. Und dann durch England, denn ohne Amerika hat es keinen mehr zum Spielen in Fuß und Zoll.

>Worum es mir eher geht sind die Reibungsverluste, die auf gegenseitiges Nicht- oder Misverstehen zurückzuführen sind. Mit solchen Dingen haben schon Kriege angefangen. Da ist es oft besser, wenn Beide Geprächspartner eine Sprache (also BSE) so halbwegs beherrschen, als wenn jeder versucht, sich in seiner eigenen Sprache verständlich zu machen. Kurz gesagt, sobald es in der Kommunikation zwischen Sprachen genug Leute gibt, die (mehr oder weniger) alle beteiligten Sprachen sprechen, gibt es kein Problem mehr - das ist das berühmte größte gemeinsame Vielfache (in absichtlicher Abwandlung der Mathematik). Bevor das der Fall ist, gibt es aber nur BSE - und ich kann Dir in dem Punkt nur Recht geben, das ist nicht der größe gemeinsame Teiler, sondern der kleinste. Aber es ist der einzige Teiler, den uns das globale Dorf aus Gründen allgemeinen Nicht-Könnens von Sprachen derzeit bietet. Aufgrund der latenten Faulheit und geistigen Trägheit des Menschen an sich wird es dabei auch bleiben.<

Da bleiben wir verschiedener Meinung. In einem hast Du ja recht: Einst war die international anerkannte Sprache der Diplomatie Französisch. Das geht zwar noch auf das 18. Jhdt. zurück, aber die auf Französisch ausgehandelten Abkommen von Wien 1815, Berlin 1878, Den Haag 1901 wurden immerhin sehr lange respektiert und legen z.T. bis heute den Grund für unsere Welt, jedenfalls für das Beste daran. Noch heute wehen die Fahnen der Mitgliedsländer vor der UNO-Zentrale in New York in der Reihenfolge der Ländernamen auf Französisch. - Warum aber ist das so wichtig? Weil der Gebrauch der Zunge von Talleyrand eben ausschließt, daß sich Sprachen wie Deutsch und Russisch um den Vortritt streiten - und nicht etwa der von Esperanto. Ich behaupte sogar: Erst die Vorherrschaft einer bestimmten Sprache im diplomatischen Bereich hat Vielsprachigkeit im Leben erst möglich gemacht.

Aber von der >latenten Faulheit und geistigen Trägheit des Menschen an sich< will ich vorerst nichts sagen. Simcaptain, Simcaptain - ich dachte beinahe schon, ich sei hier der Kulturpessimist vom Dienst!

...>gerade argumentiertest Du noch, das globale Dorf sei - sagen wir mal - uns geschehen. Und ich behaupte nach wie vor, dass dieses Dorf duch das weltweite Verblassen von Nationalismus und Kleinstaaterei nach dem zweiten Weltkrieg, aber ganz entscheidend durch das absichtliche Niederreißen der letzten großen politischen Trennlinie auch durch handelnde Subjekte geschaffen wurde. Und deren nicht zu knapp, siehe Montags-Demos. Manchmal merkt man auch gar nicht, was man schafft, wenn man, zum Beispiel (rein hypothetisch, bitte) als Generation Golf beschließt, des Preises wegen auf einen Toyota umzusteigen - oder so.<

Oder so. Ich bin, lieber Simcaptain, noch nicht ganz fertig mit dem Nachdenken über diesen Deinen Satz. Jedenfalls nehme ich gern zur Kenntnis, daß Du - ich schätze Dich immer noch deutlich jünger als mich - meiner Generation und mir moralisch unter die Arme greifst.

>Ich hoffe, man kann den farbkodierten Dialekt lesen - im Zweifelsfall markieren. Von SED (schlechtes einfaches Deutsch) mal abgesehen - das sähe anders aus. [Satitre an] Oh, verf***, das würd jetzt voll krass anders aussehen. So... Ey, kommst Du da vom Rhein da obm oda was? Voll verf***! Ey, hör bloß mit Deim sch*** Gelaber auf. I versteh Di net, red deutsch, mann! [Satire aus] Das war jetzt Straßendialekt aus Bayrisch Schwaben...
[/quote]<

<Braates Jrinsen>...
Veterano
(beim nächsten Mal gern wieder mit mehr Humor - wie gesagt, es war eine Sch...-Woche)

Offline simcaptain

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Re: Anfrage wegen Forensprachen
« Reply #14 on: 01. October 2007, 14:35:42 PM »
Hihi, mitlerweile sind wir hier ja allein, die Anderen haben wohl Reissaus genommen...

Nur ganz kurz, bevor uns "the powers that be" eins über die Rübe geben wegen unerlaubter Privatunterhaltungen im Dienst an der Spange:

kennst Du einen einzigen Nicht-Chinesen, der Chinesisch kann?
Ja. Ist aber eine Montrealerin, das zählt nicht. Die sind ja schon von Haus aus alle mindestens zweisprachig.

was ich erwarte [...] ist die Übernahme des metrischen Systems auch in Amerika. Und dann durch England
Dein Wort in Gottes Ohr... (nicht als religiöse Anspielung zu verstehen, nur als Redensart) Ich habe aber den Verdacht, dass die Briten letztlich schneller sein werden. Es gibt meiner geringen Erfahrung nach nichts wertkonservativeres als den amerikanischen Inlandsmarkt - die bauen ja auch noch Starrachsen und Blattfedern in PKWs. Sie werden solange "gallons" tanken und "miles per gallon" fahren, bis das Öl aus ist.

Aber das ist sowieso ein weiterer Fall von lingua(e) franca(e) - es gilt für bestimmte Bereiche eben das populärste Mass als Standard. Frag mal Deinen Installateur - der denkt in Zoll. Vom Einheiten-Chaos bei den Fliegern ganz zu schweigen - Knoten, Mach, miles per hour, Stundenkilometer; Seemeilen, Fuss, Kilometer. Und das alles gleichzeitig! Abgesehen davon, Du sitzt doch bestimmt vor einem 19-Zöller, oder???  ;)
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